Stube zum Gedenken
Die Renovierung der Kapelle in der Pfarrkirche Maria Geburt hatte die Aufgaben, einerseits als Kreuzkapelle einen Andachtsort für die Verstorbenen der Weltkriege zu bewahren und andererseits als Totenkapelle Verstorbene im privaten Rahmen zu verabschieden. Der Begriff einer Totenstube entstand. Eine Stube mit warmen Materialien und Möbeln, die sowohl die liturgischen Vorgaben, als auch die Bedürfnisse der Trauernden erfüllt.
Um die vorhandene Kapelle, mit ihren knapp 12m² räumlich zu vergrößern, wurde die Zwischendecke entfernt und der Dachstuhl in den Raum miteinbezogen.
Die Oberlichten wurden wieder auf ihre ursprüngliche Größe zurückgeführt und neu verglast.
Um aber einen Ort der Andacht und des Abschieds zu schaffen, braucht es doch etwas mehr. Den Entwurfsgedanken – einen geschützten Raum zu schaffen – gleich eines Kokons – wurde mit einem rohweißen, wollenen Vorhang mit eingewebten Goldfäden umgesetzt. Dieser handgewebte Vorhang bringt die Atmosphäre einer Stube, er macht den Raum warm und still.
Der Kerzenständer aus Messing an der linken Apsiswand bietet Platz für die gewünschte Anzahl an Votivkerzen und leuchtet selbst im Kerzenlicht. In der Apsis werden die im gesamten Alpenraum einzigartig bemalten Schädel neu verwahrt, eine golden glänzende Messingschale gibt ihnen den angemessenen Rahmen. Gefertigt wurden beide Teile in der Kunstschlosserei Hammerle aus Mils.
Um der gefallenen Krieger zu gedenken, wurden vom Restaurator deren Namen in Sgrafitto Technik an der anderen Apsiswand aufgebracht. Die in den Putz geritzte Schrift verblasst nach oben hin, ein bewusstes Zeichen für die schon vergangene Zeit, ein Verschmelzen der Verstorbenen mit der Kapelle und als Metapher für das Aufsteigen in den Himmel. Die Bank aus Eiche, schwer und fest, mit dem Boden verankert, lädt zum Gebet, aber auch zum Abschied nehmen ein. Die schlichte Kapelle wird durch eine mehrschichtige Holzgittertür von der barocken Opulenz der Kirche getrennt. Im Zuge der Umgestaltung der Kreuzkapelle wurde auch eine Urnenwand installiert. Eine schlichte Struktur aus Messing bietet Platz zum Gedenken.
- Adresse
Galtür, Österreich
- Bauherrschaft
Gemeinde Galtür
- Fotografie
Günter Wett
- Daten
Maßnahme: Umbau
Funktion: Sakral
Fertigstellung: 2019- Publikationen
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